Wie viele Geistes- und Sozialwissenschaften ist gegenwärtig auch die germanistische Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft in eine Krise geraten. Neben der bildungspolitischen Dauerfrage nach der gesellschaftlichen Relevanz hat unser Fach infolge sinkender Studierendenzahlen auch im engeren akademischen Umfeld mit einem wachsenden Legitimationsproblem und einem drohenden Bedeutungsverlust zu kämpfen. Das ehemalige Massenfach Germanistik ist auf dem Weg zum kleinen Fach, wie es Albrecht Koschorke schon vor zehn Jahren in einem Aufsatz zur Lage der Disziplin vorausgesagt hatte. Der SAGG Germanistiktag 2025 greift diese aktuelle Marginalisierung im akademischen Betrieb auf und konfrontiert sie mit einem anderen, weit unspektakuläreren Marginalitätsphänomen in unserem Fach: mit der kultur- und sprachgeographischen Randständigkeit der so genannten Auslands- oder Fremdsprachengermanistik. Eine anderssprachige Umwelt und eine nicht germanophone Wissenschaftskultur, auf die sie reagieren und in der sie funktionieren muss, hat ihre oft kleinen Institute schon immer zur Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Akteuren sowie zur Anpassung an eine multilinguale Realität bewegt. Die Routinen und Experimente, die unser Fach hier als Mehrsprachengermanistik entwickelt hat, lassen Marginalität daher potenziell auch als Chance erschienen.
Dieses Potenzial will die Section d’allemand der Universität Lausanne im Dialog mit anderen Mehrsprachengermanistiken aus dem benachbarten Ausland auf dem diesjährigen Schweizer Germanistiktag zur Diskussion stellen. In vier Input-Referaten berichten Kolleginnen und Kollegen mit langjähriger akademischer Erfahrung in Frankreich, Großbritannien, den USA, dem Baltikum und Deutschland von den besonderen Schwierigkeiten und Möglichkeiten des Fachs am Rande des germanistischen Einflussgebiets. Drei parallele Ateliers zur Schnittstelle von Universitätsgermanistik und Deutschunterricht an der Schule (Gymnasium), zur Mehrsprachengermanistik im Netzwerk von lokalen und regionalen Kultur- und Bildungsinstitutionen sowie zur Lehre und Forschung mit inter- bzw. transdisziplinären Wissensbeständen laden ein zum Gespräch über Projekte und Initiativen aus dem germanistischen Nachwuchs, von Schüler:innen mit den sie unterstützenden Lehrpersonen bis zu Studierenden und Doktorierenden mit den sie begleitenden Unterrichtenden.
Referent:innen
Programmstruktur und provisorischer Zeitplan:
10:00-10:15 |
Begrüssung und Einführung (Organisator:innen)
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10:15-11:15 |
Vortrag 1 und 2 (inkl. Diskussion)
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11:15-11:30 |
Kaffeepause
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11:30-12:30 |
Vortrag 3 und 4 (inkl. Diskussion)
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12:30-14:00 |
Mittagessen
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14:00-15:30 |
Ateliers 1, 2 und 3
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16:00-16:45 |
Austausch im Plenum
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ca. 17:00 |
Jahresversammlung der SAGG
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Zielpublikum
Germanist:innen aller Teilfächer, Kolleg:innen von den Universitäten aus der Schweiz und dem nahen Ausland, Lehrpersonen aus der Region und der Schweiz, Interessierte an der Zukunft des Faches Deutsch in der nationalen Bildungslandschaft
Tagungsort
Université de Lausanne, Raumangabe folgt
Tagungsgebühr
Für Mitglieder der SAGG kostenlos, für alle anderen Teilnehmenden erheben wir einen Unkostenbeitrag von CHF 30.—, direkt vor Ort in bar zu bezahlen.
Organisation
Dr. Christian Elben, Dr. Christine Putzo, Prof. Angela Sanmann-Graf, Prof. Claudio Scarvaglieri, Prof. Hans-Georg von Arburg, Prof. Irene Weber Henking, in Zusammenarbeit mit weiteren Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen der Section d’allemand, Université de Lausanne
Kontakt: Prof. Hans-Georg von Arburg, hg.vonarburg@unil.ch